quartierrat shengo

Ermöglicht durch das Quartier U1 (Gefördert als Akteursprojekt im Quartier U1) – Einmal an jeder U-Bahn-Station im Quartier U1

Der »quartierrat« oder »shengo« (Amarisch = Rat) eine temporäre Intervention mit mobilen Hockern (Berchumas= Kaffeezeremonie Hocker) im öffentlichen Raum. Freiraum für Co-Kreative Ideen, Bürger*innenpotenziale für ein zukunftsfähiges Nürnberg. Ab der U-Bahn-Station Frankenstraße bis Muggenhof wurde jeweils an 12 Samstagen für circa eine Stunde Rat gehalten. Die Kerngruppe der Akteure und Vereinsmitglieder des Äthiopischen Kulturverein Nürnberg e.V. setzten sich wie folgt zusammen: Yemane Hailu, Gebre Seyoun, Mesfin Kassa, Fekadu Terefe, Riedel Mulu, Amsale Tekle Gebre, Stefan Wellenhöfer (Friends of Council) und Anja Schoeller.

Alle 12 Shengos fanden im öffentlichen Raum unter einem Baum statt. Bis auf das geplante Treffen in Eberhardshof, das aufgrund von Regen ausfiel, konnten alle „Räte“ durchgeführt werden. Nachdem die Veranstaltungen zunächst unter dem Titel „Memakiriti“ geplant waren, kristallisierte sich später der aramäische Begriff „Shengo“ als treffender für die Veranstaltung heraus. Die Durchführung unter einem Baum im öffentlichen Raum nimmt Bezug auf die äthiopische Gesellschaft, in der solche Räte traditionell verankert sind. Das Entwickeln und Einhalten der gemeinsamen Council-Regeln (Gesprächszeiten, Redestab, Anfangs- und Endritual, vom Herzen sprechen, vom Herzen zuhören) wurde von den Teilnehmenden sehr positiv aufgenommen, wobei die geplante Dauer von einer Stunde häufig zu kurz bemessen war. Auch kann das Format weitergetragen werden: Gesprächs-Gäste aus Hochschule und Wirtschaft zeigten bereits Einsatzpotentiale auf.

Den Umständen entsprechend war der „Shengo“ trotz der Verhaltens- und Abstandsregeln in den Gesprächskreisen umsetzbar. Herausforderungen bestanden vor allem in der zeitlichen Verfügbarkeit der beteiligten Akteur*innen und in der Planung. Der Äthiopische Kulturverein verfügt über keine passende digitale Infrastruktur und Treffen in geschlossenen Räumen konnten eine zeitlang nicht stattfinden. Auch die Vernetzung zu anderen Akteur*innen aus dem Quartier litt unter den, mit dem Corona-Virus verbundenen, Maßnahmen.

Mit den mobilen Sitzeinheiten konnten jedoch rasch neue Orte genehmigungsfrei besetzt werden – es gab an allen Stationen keine Schwierigkeiten. Der Kontakt mit Passant*innen und VAG-Mitarbeiter*innen war stets positiv und sogar unterstützend. Großes Interesse zeigte sich an Hauptbahnhof, Lorenzkirche und Weißer Turm, dort wo viel Publikumsverkehr herrscht, man hätte sich aber teilweise mehr aktive Teilnahme gewünscht. An der Frankenstraße gaben wohnungslose Menschen spontan einen Einblick in ihren Alltag und das Quartier und am Aufseßplatz saß der Rat mit den Hockern genau auf einer Baumscheibe, die einen informellen Treffpunkt unterschiedlicher sozialer Gruppen, die tagsüber dort „abhängen“, darstellt. An der Maximilianstraße und Bärenschanzstraße hatten sich immer wieder direkte Anwohner*innen eingebracht.

Für die Zukunft möchte man verstärkt an der Vernetzung zu anderen Kulturvereinen und Einrichtungen aus dem Quartier knüpfen und das Team möchte in Nürnberg gerne weiterhin ideale Shengo-Orte rund um einen Baum identifizieren und markieren, um zu spontanen „Shengos“ einzuladen. Dort, wo geeignete Bäume fehlen würde man gerne Neue pflanzen!

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